Beschreibung
Die Arbeit stellt das ästhetische Potential von Dialektlyrik in den Vordergrund. Mit der Theorie der Fremdheit nach Bernhard Waldenfels als forschungsleitendem Paradigma wird die gängige und eindimensionale Perspektive auf Dialektlyrik als kulturelles Bewahrprogramm überwunden und das Stigma der fragwürdigen Literarizität von Mundartliteratur in Frage gestellt. Auch eine Dialektlyrik, die heimatzentrisch das Eigene zur Schau stellt, kann befremden. Auch ein Text in ostfränkischer Mundart kann als Haiku kulturelle Hybridität inszenieren. Auch im Gewand des Dialekts kann radikal Verstörendes – wie Gewalt oder Tod – als literarischer Gegenstand irritieren und ergreifen. Dialektlyrik fordert dazu heraus, die eigene Souveränität zurückzustellen und sich emotional und(sprach-)biographisch motivierten Reaktionen zu stellen. Für den Unterricht didaktisch kommentiert werden u.a. Mundartgedichte aus dem Voralpenland, der Oberpfalz, Wien sowie Mittel- und Oberfranken. Die qualitativempirische Studie dokumentiert die Erstreaktionen von Jugendlichen auf sächsische und bairische Transformationen von Goethes Balladenklassiker »Der Zauberlehrling« und zeigt das bildende Potential fremddialektaler Texte auf. Die Studie bietet damit Anregungen für einen bildungsorientierten Literaturunterricht.
Die Autorin
Sandra D. Pechtold studierte Germanistik und Anglistik in Regensburg, Norwich (GB) und Würzburg und war danach an mehreren bayerischen Gymnasien als Studienrätin tätig. Von 2011-2016 war sie Doktorandin und Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur in Augsburg.