Beschreibung
Die nach langer Entstehungszeit 1919 uraufgeführte Oper Die Frau ohne Schatten wurde von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss von vornherein als gemeinsames Hauptwerk konzipiert und von Strauss bis zuletzt als ein Gipfelpunkt der Operngeschichte apostrophiert – stets in einem Atemzug mit Wagners Götterdämmerung. Allgemein auf die Aufbietung aller musikalischen Mittel gemünzt, bezieht sich der Vergleich mit dem Schlussstein der Ring-Tetralogie konkret auch auf die extreme Dichte des motivischen Geflechts. Dieses Charakteristikum hat die Rezeption der Frau ohne Schatten stets dominiert, zugleich aber auch polemischen Widerhall auf sich gezogen, am prominentesten und pointiertesten wohl in Theodor W. Adornos Wort von der »Komponiermaschine« Strauss. Anhand der umfangreichen Skizzenüberlieferung zur Frau ohne Schatten lässt sich der semantische Subtext des Motivgeflechts im Gegenlicht der Bedingungen der Werkentstehung betrachten, eines Schaffensprozesses nämlich, der einerseits unverkennbar auf die Stringenz zentraler motivischthematischer Prozesse abzielt, sich andererseits aber immer wieder auch durch eine staunenswerte Pragmatik im Umgang mit der musikalischen Substanz auszeichnet.
Der Autor
Christian Schaper studierte Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie in Freiburg im Breisgau und wurde mit vorliegender Arbeit an der Hochschule für Musik Karlsruhe promoviert. Nach Tätigkeiten als Assistent und Dramaturg in Freiburg ist er seit 2011 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HU Berlin.