Beschreibung
Verfahren, die Menschen anwenden, um eigenes wie fremdes Verhalten zu lenken, zu führen und zu regieren (Foucault), sind eng an die Subjektkonstitution sowie an Sprache, Diskurse und Leiterzählungen geknüpft. Roxanne Phillips analysiert die wenig erforschte Basis dieser machtvollen Regierungstechniken in Rede und Narration: Ihre Studie lotet das Verhältnis von zeitgenössischem Erzählen und flexibler, unternehmerischer (Selbst-)Führung an Romanen von Marlene Streeruwitz, Thomas Meinecke und Terézia Mora aus. Gefragt wird, wie die Gegenwartsliteratur ihr breit gestreutes Regierungswissen in ökonomischen, biopolitischen und gegenderten Subjektivierungsprozessen figuriert. Ansätze der Governmentality Studies perspektivieren zudem Erzählverfahren wie den Bewusstseinsstrom, Genres wie chick lit und Bildungsroman sowie Netzwerkpoetiken machtpolitisch, um die narrative Verfasstheit des Regierens zu erhellen. Dabei zeigt sich, dass die Romane ihre Erzählkünste als ambige Regierungskünste, ja als poetische Technologien des Selbst erproben. So kehrt Literatur nicht nur die Wirkmacht des Erzählens für das Regieren und umgekehrt hervor. Vielmehr übt sie, von der histoire über den discours bis hin zur Autorfunktion, eine eigenständige kritische Praxis im diskursiven Gefüge der Gegenwart aus.
Die Autorin br>
Roxanne Phillips studierte Neuere deutsche Literatur, Philosophie und Geschichte. Mit der vorliegenden Arbeit promovierte sie an der Klasse für Literatur der LMU München, wo sie derzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Deutsche Philologie zu Lustspiel, Komik und Gender forscht.