Beschreibung
Der sogenannte ›Ernst des Lebens‹ ist eine Sache, die den Menschen hin und wieder, mehr oder weniger, kürzer oder länger, treffen kann, und das nicht nur, wenn Erwachsene ihn einem jungen Menschen ankündigen, und nicht nur deswegen hat er keinen so guten Ruf. Das hat er wohl nicht vom Leben, sondern eher vom Ernst, der in vielen Fällen ein eben nicht gern gesehener Gast ist. Unhöflich, möchte der Autor sagen, und falsch, denn obiger Ansicht wird er im Folgenden den »Ernst im Leben« entgegensetzen mit der These, dass er keineswegs etwas Schweres, Schwieriges oder gar Tragisches ist, sondern eine Art Modus, wie der Mensch – und nur der Mensch – der Welt, anderen Menschen und sich selbst notwendigerweise begegnet – und das sogar eher zum Guten. Zu dieser Notwendigkeit gesellt sich aber ein Spielraum an Möglichkeiten, der durch die zwei weiteren Modi des Ernstes – den Unernst und den Zuernst – eröffnet wird. In dem Spiel mit diesen drei Modi absolviert der Mensch nicht nur – anthropologisch – sein Leben, sondern kann in ihm – ethisch – gewinnbringend oder verlustreich sein Leben führen und den Ernst – zum Beispiel durch Tugenden wie Humor, Gelassenheit oder Spielen – zu einem grundlegenden Bestandteil einer jeden Lebenskunst machen. Ein solcher Lebensernst ist allerdings gar nicht so ernst, wie manche – ernsten – Menschen gerne behaupten, und auch nicht so ernst, wie manche – ernsten – Angelegenheiten gerne fordern.
Der Autor
Thorsten Sindermann unterrichtet die Fächer Philosophie und Griechisch am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium Köln. Bei K&N erschien Über praktischen Humor (2008).