Beschreibung
Das philosophische und religionsgeschichtliche Denken Hölderlins
wurde von Kant – dem »Moses unserer Nation« – beeinflusst. Dennoch
gewann die barocke Tradition von Leibniz bis zu Fichte und Hegel
um 1800 für Hölderlin zunehmend an Bedeutung. Leibniz verband
in seiner Metaphysik das Endliche mit dem Unendlichen, indem er
die individuellen Körper- und Geistmonaden auf eine präetablierte
und werdende Weltharmonie bezog. Kant trennte in seiner Transzendentalphilosophie
die erscheinenden Wahrnehmungs-Erfahrungen
von den nur formal ermöglichenden Verstandeskategorien, die in
synthetisch-apriorischen Urteilen ein transzendentales Ich sichern
sollten. Dieses »Einheits-Ich« machte er zum unumgänglichen »Gesetzgeber
der Natur«. Das missfiel Hölderlin. Konkrete Freiheit ließ
sich für ihn nur im sozialen Kontext mit dionysischem Gemeingeist
– polytheistisch – erreichen. Im »Schwebezustand« zwischen Göttern,
der Erde und einer titanischen Unterwelt half dem Ich und seinen Mitmenschen
ein monadologisches Geist-Gefühl des Individuellen, das
Wechselwirkungen der kontingenten Welt ertrug und zu überwinden
suchte. Wie im Zyklus der drei Elegien die zeitgenössische Präsenz
der »Verwandten« (Heimkunft), die kulturgeschichtliche Erinnerung
griechischer und hesperischer Zustände (Brod und Wein) sowie eine
zukünftige Friedensperspektive (Stutgard) »poetisch« erfahren wurden,
will die Studie vor allem an Bezügen zu Leibniz und Fichte zeigen.
Die zweite Auflage wurde gründlich überarbeitet und erweitert um
Darstellungen zu ›Zeit‹ und ›Raum‹ in Philosophie, Naturwissenschaft
und Literatur.