Beschreibung
Die Bayreuther Festspiele sind ein weltweit einzigartiges Phänomen. Richard Wagner baute sich ein Opernhaus, in dem nur seine Werke aufgeführt werden, das Unternehmen wird bis heute von der Komponistenfamilie geführt. »Hier gilt’s der Kunst«, lautet das berühmte Meistersinger-Motto – doch die Politik spielt auf dem Grünen Hügel eine tragende Rolle. Kaum weniger bedeutsam ist die Religion oder das, was Wagner und seine Anhänger darunter verstanden.
So entwickelte sich Bayreuth im Kaiserreich zum völkischen Sammelpunkt, wurde zur Hochburg der Weimarer Republikfeinde und zu »Hitlers Hoftheater«. Doch gelang in der Adenauerzeit die vermeintlich unpolitische Wiedergründung. Nach Ende des Kalten Kriegs wurde der Grüne Hügel zum Symbol für »Deutschland einig Wagnerland«, auch wenn der Mythos Bayreuth 150 Jahre nach der Gründung zu verblassen droht.
In diesem Buch wird erstmals die politisch-gesellschaftliche Seite der Festspiele nachgezeichnet. Bayreuth ist ein Spiegel der deutschen Geschichte vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Glanz und Gloria, Verirrung und Katastrophe: Der Grüne Hügel war stets eine Probebühne für das Land. Und in den Bayreuther Repräsentanten vereinigen sich stets künstlerische Querköpfigkeit und politische Anpassungsfähigkeit.