Uwe C. Steiner, Wim Peeters (Hrsg.)

Opferdramaturgie nach dem bürgerlichen Trauerspiel

Band II: Zur Viktimologie der Geschlechter in Oper und Prosa vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart

ca. 250 Seiten ISBN: 978-3-8260-8157-6
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Beschreibung

Augenscheinlich vermehren sich gegenwärtig wieder die Diskurse ums Opfer. Das ist keine neue Entwicklung. Es ist die dramatische Erfolgsgattung schlechthin, das bürgerliche Trauerspiel, die zwischen 1760 und 1850 die tragische Position der Victima geschlechteranthropologisch überformt: Das kulturelle Kapital der empathischen Identifikation wird vornehmlich für das weibliche Opfer mobilisiert. Komplementär nimmt männliche Täterschaft die antagonistische Position ein. Bald feiert diese Innovation ähnlich oder kontrastiv auch auf der Opernbühne Erfolge, wenn die Opfertode der Norma, Lucia, Brünnhilde oder Carmen die männlichen Protagonisten anklagen. Was aber geschieht mit dem Opfer, wenn von ihm erzählt wird? Auffällig häufig gehen Romanfiguren des 19. Jahrhunderts ins Theater, um ihr Sterben anschließend in opferkultischen Kontexten zu zelebrieren. Wandelt sich das Opfer-Performativ in ein Opfer-Narrativ, wenn die Leitgattung Roman die Gattungsgrenze erzählerisch beobachtet? Zeichnen sich hier die Konturen einer literarischen Kritik der Viktimologie ab? Paradigmatisch führen Emma Bovary, Cécile oder Effi Briest die lange Liste prosaischer Distanzierungen von der Theatralität des Opfers im 19. Jahrhundert an. Seither wird die Liste prosaischer Befragungen einer geschlechtlich codierten Opferdramaturgie immer länger, sie reicht von Bernhard Kellermann über Ingeborg Bachmann und Fritz Zorn bis zu Michel Houellebecq, Anke Stelling oder Olga Tokarczuk.

Zusätzliche Information

Größe15.5 × 23.5 cm (B × H)
Seitenca. 250
ISBN978-3-8260-8157-6   //   9783826081576
EinbandartKartoniert
SpracheDeutsch
VerlagKönigshausen & Neumann
Verlags-Code05/5108091

Autor*innen

Peeters, Wim

Wim Peeters ist akademischer Rat am Institut für Neuere deutsche Literatur- und Medienwissenschaft an der FernUniversität in Hagen. Aktuelle Forschungsschwerpunkte sind Literatur und Kommentar, Selbsthilfe, das Haus, Opfer und Gender.

Steiner, Uwe

Uwe C. Steiner ist Professor für Neuere deutsche Literatur und Medientheorie an der FernUniversität in Hagen. Aktuell forscht er zu Opfer und Gender, zur Literaturgeschichte der Dinge und zur Literaturgeschichte der Klänge und des Akustischen.