Beschreibung
»Beziehungszauber« nannte Thomas Mann das Netz der Leitmotivik, mit dem Wagner das äußerst komplexe, psychologisch-philosophische Geflecht zwischen seinem Gesangstext und seiner Musik herstellt. Der renommierte Dirigent Will Humburg verfolgt dieses Zusammenspiel im Vorabend des Rings des Nibelungen, dem Rheingold, gleichsam Takt für Takt, indem er mit dem musikalischen Gewebe zugleich dessen symbolische Tiefenstruktur freilegt. Dabei geht er über die zahllosen bisherigen Analysen einen entscheidenden Schritt hinaus: Er belegt, dass es jenseits der beiden bekannten Schichten der Dichtung und der musikalischen Leitmotive bzw. Leit-Rhythmen und -Akkorde noch eine dritte, nämlich die der Instrumentation gibt, in der Wagner auch die Klangfarben symbolisch einsetzt, um so mit einer Art Leit-Orchestration die beiden anderen Ebenen zusätzlich und oft durchaus konträr zu kommentieren sowie auf Tiefenschichten hinzuweisen, die dem Hörer das Unterbewusstsein der Figuren oder die Verbindung unterschiedlicher Handlungsstränge erschließen. Das Buch wendet sich an professionelle Wagner-Interpreten und interessierte Laien; für sein Verständnis ist ein begleitendes Mitlesen der Partitur nicht notwendig. Mit ausklappbarer Leitmotivliste und Tabelle über Wagners Zahlensymbolik im Ring.
Der Autor
Will Humburg, geb. 1957, ist seit 40 Jahren als Dirigent international tätig und hat über 120 Musiktheaterwerke dirigiert, darunter mehrmals Wagners Ring des Nibelungen. Er spielte diverse CDs ein und veröffentlichte Artikel zur Interpretation von Opern, unter anderem über die Leit-Orchestration im Ring.
Pressestimmen
Humburgs Analysen erhellen, wie unendlich sich Wagners musikdramatische Intentionen verflechten. (Gerhard Koch, Opernwelt 12/21)
Humburg leistet hier eine großartige Aufklärungsarbeit
…beeindruckende Gründlichkeit und Hellsichtigkeit
Gerade dieser formal einfache Zugang zu diesem Werk bietet den großen Vorteil für den Leser, Wagners Komposition und Dichtung verstehend nachvollziehen zu können.
Der Instrumentation widmet Humburg in seinem spannend geschriebenen Buch sehr viel Raum. Für ihn bezeichnet sie eine oft viel zu wenig beachtete weitere Bedeutungsebene in dem komplexen Beziehungsgeflecht der Ring-Erzählung. (Bonner Generalanzeiger 11/21)
Humburg legt eine ungewöhnlich ambitionierte und geglückte Arbeit vor, die den ungeheuren Reichtum des Rheingold in Sachen Instrumentation und (damit zusammenhängender) Motivarbeit Schicht für Schicht auf deliziöse Weise sichtbar macht und selbst dort, wo sie nicht unmittelbar einleuchtet oder leicht überzogen anmutet, zum Nachdenken über Funktion und Gehalt eines Musikdramas zwingt.
Humburg hat dieses Kunstwerk so beschrieben, als kennten wir es nicht. (Frank Piontek, Der Opernfreund 2021)
Wichtig ist Humburg nicht, was im Rheingold musikalisch passiert, sondern warum es so und nicht anders komponiert wurde. Dies ist ein neuartiger Ansatz und macht das Buch lesenswert.
So gewinnt man vom Rheingold eine durchaus neue Sichtweise. (Alexander Walther, Das Orchester 2021)