Beschreibung
Zwei Erfahrungen stehen im Mittelpunkt dieser Studie: die Epoché und die Begegnung mit Alterität. Das Ziel ist es, den Lesenden die Epoché als Vollzug und ihre Verbindung mit Alterität in einem Nachvollzug zu zeigen sowie über unsere Umgangsweisen mit Anderen nachzudenken.
Der erste Teil stellt den Weg zur Epoché dar und beleuchtet die ihrem theoretischen Konzept zugrunde liegende Erfahrung. Hierfür wird im Ausgang von der eidetischen Variation und der Einfühlung eine eigene Methode entwickelt, die sich in einem Durchlaufen von sechs Beispielen erprobt: der Epoché der pyrrhonischen Skepsis, der Nachdenklichkeit bei Blumenberg, Samatha/Vipassanā und dem Bodhi-Erlebnis im Buddhismus, von Epoché und Reduktion bei Husserl, der Epoché bei Depraz, Vermersch und Varela sowie bei Sepp. In diesem Durchlaufen erweisen sich die Beispiele als Varianten einer Geste, von der vorläufige Invarianten und damit eine vorläufige Deskription gewonnen werden. Dabei wird zwischen Geste und Alterität eine enge Verbindung deutlich: Die Geste hat in der Begegnung mit radikaler Andersartigkeit ihr auslösendes Moment und gleichzeitig ist sie Hinwendung zur Alterität.
Im zweiten Teil untersucht eine oikologische Analyse der mannigfaltigen Möglichkeiten der Begegnung mit Andersartigkeit und der leiblichen Verortung des Menschen die grundsätzlichen Verhältnisse zur Alterität. Der sich in diesen abzeichnende Gewalt kann die enthaltenden Haltung entgegengestellt werden: Es zeigen sich ein Weg, den Anderen zu begegnen, ohne sie zu assimilieren, sich anzupassen und in ihnen zu verlieren oder sich schlicht in sich selbst zurückzuziehen.