Beschreibung
Die innovative Studie von Raphael Gebrecht zeigt in historisch-kontextualisierender und systematischer Absicht Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Kants und Schopen-hauers Konzeption eines Transzendentalen Idealismus, wonach die Erkenntnis der Welt an den Grundstrukturen unserer Subjektivität ausgerichtet ist. Insbesondere der Begriff des Dinges an sich, der sowohl für Kant als auch für Schopenhauer als neuralgischer Einheits-punkt ihrer Systemanlagen fungiert, rückt als Ausgangspunkt ins Zentrum dieser Untersu-chung.
Dabei wird deutlich, dass beide Denker eine bestimmte Theorie des erkennenden Subjekts konzipieren, die nicht nur für unsere Wissensansprüche sondern auch für unsere praktische Lebensorientierung in moralischen Fragen von eminenter Bedeutung ist. Während Kant unsere theoretischen Erkenntnisansprüche auf den Bereich möglicher Erfahrung be-schränkt und kein schlechthin unbedingtes Wissen zulässt, sieht Schopenhauer in unserer leiblichen Subjektivität den Schlüssel zum Wesen der Welt, das er als Wille zum Leben be-stimmt und nach entfernter Analogie auf die ganze Welt ausdehnt. Schopenhauers ethische Konsequenz liegt in einer pessimistischen Interpretation der Welt, die in allen kosmischen Gegebenheiten einen irrationalen Willen am Werk sieht, den es letztlich durch Askese am eigenen Leib zu verneinen gilt. Für Kant folgt aus der Begrenzung theoretischer Erkennt-nisansprüche ein Korridor zu einem praktischen Vernunftglauben, der in der Moralität eine zu verwirklichende Pflicht des Menschen begründet.
Das neue an dieser erhellenden Abhandlung liegt in der konsequenten Engführung beider Konzeptionen auf den Begriff des Dinges an sich, der in seiner vielschichtigen Bedeutung nicht nur die erkenntnistheoretischen und ontologischen Begrifflichkeiten beider Philoso-phen erhellt, sondern auch die stark voneinander abweichenden praktischen und ethischen Lehrstücke systematisch vergleichbar macht.