Beschreibung
Seitdem der gegenwärtige amerikanische Präsident Donald Trump über Twitter seine Fake News in die Welt hinausschleudert und eine ganze Generation von Institutionen ins Leben gerufen hat, die sich mit dem Faktencheck befassen, ist das Problem von Wahrheit und Lüge wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Lassen sich Unwahrheiten überhaupt dekuvrieren, obgleich man weiß, wie abhängig Statistiken von den Rahmenbedingungen sind, unter denen sie angestellt werden? Dennoch scheint Wahrheit die unaufgebbare Voraussetzung für Lüge zu sein, denn wie anders sollte man Lügen als absichtliche Verhüllung und Verstellung von Tatsachen aufweisen. Gleichwohl scheint der Wahrheitsausweis, die Übereinstimmung einer Aussage mit dem Sachverhalt, nicht einlösbar zu sein, da die Sache immer schon unter sprachlichen Bedingungen und deren metaphorischer Verschiebung steht und nicht direkt erfassbar ist, so dass man mit Nietzsche sagen kann, wenn man Sprache verstehen und gebrauchen will, muss man mit Vorbedacht lügen – lügen im außermoralischen Sinne.
Die Autorin:
Em. Prof. Dr. Dr. h.c. Karen Gloy lehrte an den Universitäten Heidelberg, Luzern, Wien, am Humboldt-Studien-Zentrum der Universität Ulm und lehrt jetzt noch an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zuletzt bei K&N erschienen: Zeit in der Kunst (2017).