Beschreibung
Die ARD-Dokumentation „Ärzte ohne Gewissen“ über das Wirken namhafter Ärzte in der NS-Zeit deckt 1996 die Menschenversuche auf, die der international renommierte Neurologe Prof. Dr. med. Georges Schaltenbrand im Rahmen seiner Multiple Sklerose Forschung durchgeführt hatte. Die Sendung löst einen familiären Schock und emotional aufwühlende Forschungsarbeiten aus, mit denen sich die Nachkommen den quälenden Fragen stellen. Nach jahrelanger wissenschaftlicher Aufarbeitung präsentiert Prof. Dr. Alf Mintzel diese biographische Annäherung an seinen Schwiegervater Georges Schaltenbrand. Zahlreiche bisher unveröffentlichte Korrespondenzen und Tagebucheinträge aus den Jahren 1916 bis 1970 geben Einblick in die komplexe Gedankenwelt eines Vertreters der damaligen medizinischen Funktionselite und beleuchten den berufsethischen Streit über das sogenannte „Schaltenbrand-Experiment“ aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Die anhand des Quellenmaterials diskutierte berufsethische Problematik ist nach wie vor hochaktuell.
„Weil (…) die ersten Nachrichten über die Euthanasie-Aktion in die Öffentlichkeit durchsickerten, habe ich es vorgezogen, über diesen ganzen Teil meines Versuchsplanes zu schweigen.“ (Georges Schaltenbrand, 4. März 1948)