Beschreibung
Erhart Kästner (1904 – 1974) ist bekannt durch seine Griechenland-Reise-Erzählungen als daseinstiefe Reflexionen der Landschaften und ihrer Menschen in seiner ihm eigentümlichen Dichtungsprosa geworden. Diese Texte waren immer schon strittig, weil sie zum Teil aus Kästners Zeit als sogennanter ›Dichter im Waffenrock‹ auf Kreta im 2. Weltkrieg stammen. In einer 2017 erschienenen Monographie des Verfassers kristallisierte sich ein problematisches Bild einer elitär-eskapistischen Zivilisations- bzw. Kulturkritik heraus, die in psychodynamischer Sicht den Ekel gegenüber dem modernen Menschen zum Ausdruck brachte. In einer rückblickenden Neubetrachtung geht es nun um die Frage, ob und inwieweit Poesie und Politik im Werk zwingend eine untrennbare Einheit darstellen oder ob man die lyrische Prosa ästhetisch behandeln kann, indem die Politik der konservativen Revolution – phänomenologisch – ausgeklammert wird. War die Verdrängung der Kriegszeit bei Kästner eine transzendentale Voraussetzung, um die Aura der ›Göttlichkeit griechischer Landschaften ‹ als epiphanische Atmosphäre als Erfahrung responsiv zu erleben, dabei Armut als Einfachheit und die ›Sehnsucht der kleinen Leute‹ aus der Haltung bildungsbürgerlicher Erhabenheit heraus darstellend?