Beschreibung
Vom kritischen Diskurs der Environmental Studies und der Annahme ausgehend, dass jedes Schreiben, das sich mit der Erde befasst, gleichzeitig eine spezifische Kultur darstellt, erschließt dieses Buch eine neue ästhetische Perspektive, um den literatrischen Topos des Bergwerks, der so wichtig für die deutsche Literatur seit Agricolas Bergmann war, in seinen konkret geo-territorialen, geographischen und kulturpolitischen Voraussetzungen im ostdeutschen Gebiet nach 1945 in Bezug auf die Leitlinien des so genannten »Bitterfelder Wegs« zu hinterfragen. Von Franz Fühmanns Fragment Im Berg (1973) bis zu den medialen Konfigurationen von Strahlungen und Bergbau in den Gedichten von Lutz Seiler und dessen Poetologie der Pechblende; von Braunkohle und Alltag in der Tiefenzeit bei Wolfgang Hilbig bis zu Wulf Kirstens geologischer Lyrik; von Marcel Beyers späten Exhumierungen in Erdkunde (2002) bis zu Werner Bräunig Romanfragment Rummelplatz (2007) und zur Repräsentation des Bergwerks im Erzgebirge in Regionalkrimis komponiert dieser Sammelband ein aufschlussreiches Gesamtbild von den politischen und kulturellen Geopoetiken im ostdeutschen Anthropozän und wird somit zu einem wichtigen Beitrag zur Diskussion über Erdliteratur und deren ökokritischen Kartierungen vor und nach der deutsch-deutschen Einheit.