Beschreibung
Vor beinahe 100 Jahren schrieb Sigmund Freud über »Das Unbehagen in der Kultur«. Sein amerikanischer Biograph Peter Gay sah darin die freundliche Umschreibung für ein sehr tiefsitzendes menschliches Elend.
Hat sich das Freudsche »Unbehagen« seither womöglich noch gesteigert – bis hin zu Auflehnung und Wut (oder auch zu überfordernder Anpassung) – und zwar deshalb überfordernd, weil die biologische Konstitution der menschlichen »Stachelschweine«, die wir nach Schopenhauer sind, in dieser unserer Zivilisation zu wenig Berücksichtigung findet?
Versuche, die Gefühlslage von Menschen oder gar von größeren Menschengruppen objektiv zu erfassen, führen zu unbefriedigenden Ergebnissen. Gefühle sind subjektiv; jeder Einzelne ist in diesem Punkt gefragt als »Wissenschaftler seiner selbst«. So ist dieses Buch der Versuch einer (vielleicht gewöhnungsbedürftigen) wissenschaftlichen Reflexion des aktuellen »Zeitgeists« in der Ich-Form.
Es umfasst vier Großkapitel:
- im ersten wird die Grundthese entwickelt, dass sich Freuds »Unbehagen« zu einem Gefühl permanenter Überforderung und (letztlich ohnmächtiger) Wut gesteigert hat;
- das zweite kommentiert Freuds Schrift »Massenpsychologie und Ich-Analyse« im Blick auf heutige politische Gefühlslagen
- das dritte ist fokussiert auf den „Wut-Komplex“ in der individuellen Psychologie wie auch im Kontext sozialer und politischer „Massen“-Bewegungen und -Prozesse
- das vierte schließlich versucht eine kritische Analyse des gegenwärtig herrschenden „Zeitgeists“ an Beispielen als zeittypisch empfundener Phänomene und Konfliktlagen.