Beschreibung
Nirgends auf der Karte ist die buchstäbliche Heimat zu finden, und doch wird über Heimat gesprochen. Aber was ist Heimat – und wie wird sie erzählt? In einer Zeit gesellschaftlicher Umbrüche erzählt Wilhelm Raabe von Heimat – und von ihrer Fragwürdigkeit. Seine Erzähltexte zeigen, dass Heimat nicht einfach ein Ort der Geborgenheit ist, sondern ein konfliktreiches Spannungsfeld zwischen Individuum und Umwelt. Heimat stellt in Raabes Werk einen zentralen Topos dar – sowohl in begrifflicher als auch in struktureller Hinsicht. Die vorliegende Arbeit nimmt den Heimatbegriff in den Erzähltexten Raabes genau in den Blick – mit besonderem Augenmerk auf die topographische Gestaltung heimatlicher Räume. Sie fragt: Mit welchen narrativen Mitteln tritt Raabe den dominierenden Heimatvorstellungen des neunzehnten Jahrhunderts entgegen? Anhand raumtheoretischer Ansätze – unter anderem von Georg Simmel und im Zuge des ›spatial turn‹ entwickelt – arbeitet diese Studie überzeugend heraus, wie Raabe mit vertrauten Heimatbildern bricht und neue narrative Räume öffnet. Sie erschließt Raabes Erzähltexte auf neue Weise, indem sie literaturwissenschaftliche Textanalyse mit sozial- und kulturwissenschaftlichem Kontextbewusstsein verbindet.