Beschreibung
Die Topografie des gegenseitigen Verdachts liegt bleiern auf den Gästen des Metropol. Das Gift der Denunziation sickert über unterirdische Kanäle in die Köpfe der Menschen. Im Labyrinth bringen Untote Untote hervor. In ein toxisches Triebwerk hineingeworfen werden die Bürger vorformatiert. Sie alle sind austauschbar, sie alle sind potenziell verdächtig. Der Diktator umarmt alle. Wer nicht umarmt werden möchte, fällt in Ungnade. Was das bedeutet, wissen alle. Die Zone, ein Erntefeld der Leiber. Zwangsarbeiter sind dem Gulag hilflos ausgeliefert. Der Millionenstrom fließt gen Osten. Die Zahl der Verschwundenen ist nicht zu ermessen. Jekaterina hält stand in diesem Meer aus Heroismus und Verzweiflung. Im Inneren ausgehöhlt erstickt das Volk. Der Sperrkreis wirkt. Jeder Verdächtige liefert Jekaterina bereitwillig ein Geständnis, ob er spricht oder nicht, macht dabei keinen Unterschied. Die Zermalmungsmaschine Diktatur verleibt sich ihre Kinder ein, ohne Reue, ohne Not. Und dennoch schwören die Genossinnen und Genossen mit ihrem Blut und Leben auf ihren Herrscher. Die Fälschung berichtigt die Faktizität. Und mit Vorliebe sucht sie nach Schuldigen, um sich selbst zu legitimieren. Bis aufs Letzte ausgezogen tanzt Jekaterina im Verborgenen, dem Tyrannen huldigend. Paranoia beschreibt auf literarische Weise die Strukturen, komplexen Verflechtungen und Auswirkungen einer fest etablierten, entfesselten Diktatur, bei der strenge Parteidisziplin unabdingbare Voraussetzung ist; und bei der die Rechte der Menschen gegenstandslos geworden sind.