Beschreibung
Anliegen der Arbeit ist es, Broch als einen Psychoanalytiker wider Willen zu entdecken. Brochs poetische Praxis wird konfrontiert mit seiner auf einer metaphysischen Traumtheorie fußenden Poetik, die auf eine Steuerung von Literatur durch Erkenntnistheorie hinausläuft. Zutagetretende Inkongruenzen schaffen Leerstellen, die von einem psychoanalytisch gebildeten Modelleser auszufüllen sind. Wenn Brochs Scheitern am ‘Bergroman’ sich beim ‘Vergil’ in ein grandioses künstlerisches Gelingen wandelt, so liegt das daran, daß die psychoanalytische Interpretierbarkeit nicht quersteht zu den von Broch verfolgten Zielen. In der Entwicklung von einem zum anderen Roman wird deutlich ein Therapieimpuls wirksam, der einen künstlerischen Reifungsprozeß befördert. Der Rang des ‘Vergil’ zeigt sich darin, mit der literatureigenen Möglichkeit, simultan unterschiedliche Bedeutungsebenen aufzuspannen, diskutable Lösungsvorschläge für Probleme anzubieten, die für Broch (wert-)philosophisch unlösbar sind. Der Autor Thomas Edelmann, geb. 1966, studierte in Trier Germanistik, Latinistik, Philosophie und Linguistische Datenverarbeitung. 1995 promovierte er mit der vorliegenden Arbeit.