Beschreibung
In einer von Orakelsprüchen, höheren Mächten und Flüchen verzerrten Welt geben die Protagonisten antiker Mythen Versprechen, um ihre Identität im Verlauf der Zeit zu bezeugen, Verantwortung zu übernehmen und Verbindlichkeit zu erstellen. Über die Inszenierung von Versprechenssituationen werden dabei das Zustandekommen und die Grenzen sprachlicher Verbindlichkeit verhandelt. Die literaturtheoretische Studie widmet sich der Untersuchung des ›Versprechens‹ im Mythos und behandelt damit zugleich auch den ›Mythos‹ von einem Versprechen als ursprüngliches Stiftungsphänomen für Sinn und Gemeinschaft. Versprechensinszenierungen in antiken Stücken und modernen Adaptionen werden in Hinblick auf die Stiftungsfunktion eines Versprechens untersucht und in Bezug zu Diskussionen jüngerer und jüngster Sprachphilosophie gesetzt. Bei den gewählten Mythenbearbeitungen von Ovid und Sophokles bis zu Hans Henny Jahnn und Heiner Müller gilt das Interesse insbesondere den interdisziplinären Schnittpunkten mit theoretischen Ansätzen der Sozialphilosophie, der Psychoanalyse, der Sprechakttheorie und der Dekonstruktion.
Der Autor
Jascha Ebermann (geb. 1985) promovierte 2019 an der Universität Hamburg im Fach Germanistik mit Schwerpunkt Literaturtheorie. Seine Promotion wurde durch Forschungsaufenthalte an der Johns Hopkins University und der U. C. Berkeley unterstützt. Er arbeitet als freiberuflicher Dozent für Latein und Deutsch.