Beschreibung
Gegen die übliche Unterscheidung des Heideggerschen Philosophierens in eine “frühe” und eine “späte” Periode wird hier der Versuch unternommen, den Denkweg Martin Heideggers von seiner Einheitlichkeit her zu begreifen und darzustellen. Diese Einheit, so die These, besteht in der leitenden phänomenologischen Methode: Die treibende Kraft im Fortgang des Heideggerschen Denkens von “Sein und Zeit” über die “Beiträge zur Philosophie” bis zu den ,Wegmarken’ seines ganz späten Denkens, so wird gezeigt, ist die genuin phänomenologische Bezugnahme auf das Sein. Heidegger hat in seiner sog. “Kehre” die Phänomenologie also nicht aufgegeben, sondern im Gegenteil seinen eigenen phänomenologischen Ansatz ganz im Sinne der ursprünglichen Idee der Phänomenologie radikalisiert und fortentwickelt. Der Titel “Anonyme Phänomenologie” bezeichnet den immanenten Sinn dieses Verfahren, das sich in Heideggers Spätphilosophie in vierfacher Weise als anonym darstellt: Es verzichtet erstens auf seinen Namen “Phänomenologie”; es vollendet zweitens die ursprüngliche Tendenz der Phänomenologie, als Methode ganz hinter die eigentliche Sachproblematik zurückzutreten; drittens entdeckt es die Sache selbst als ein anonymes Geschehen; und viertens steht das Denken in seiner geschichtlichen Situation vor dem grundsätzlichen Problem, überhaupt eine entsprechende Sprache für die von ihm gesichteten Phänomene zu finden – auf der inhaltlichen Seite des Denkens wie auf der methodischen. Der Autor Oliver Cosmus, Promotion 1999 mit der vorliegenden Arbeit an der Universität-Gesamthochschule Wuppertal, ist z. Zt. dort Lehrbeauftragter und bereitet eine Habilitationsschrift über das Leib-Seele-Problem vor.